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Tagebuch Feldforschung #kulturblog7

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Literaturpreisverleihung auf dem Härtsfeld

Karl-Josef Neher ist der fröhliche Gewinner der Härtsfelder Literaturpreisverleihung, zusammen mit den Projektleitern Sigi Hopp und Brigitte Himmer

Autor: Brigitte Himmer

Tagebuch Feldforschung #kulturblog7

Nach dem Ausfall des Nobelpreises für Literatur 2018 hat das Projekt „Wir sind das Härtsfeld“ reagiert und den Härtsfeld-Literaturpreis ins Leben gerufen. Mit diesem Preis würdigt das Projekt Geschichten, die das Leben auf dem Härtsfeld beschreiben. Die Geschichten wurden zum Teil schriftlich eingereicht, der Großteil der Geschichten wurde   jedoch live erzählt  und von uns als Hördokument aufgenommen. Zur weiteren  Auswertung  für die Preisvergabe wurden die Geschichten zusätzlich transkripiert, so dass die Geschichten jetzt auch in einer originalgetreuen Textversion festgehalten sind. Nach mehrmaligem Anhören der Sprachmemos und wiederholtem Lesen der transkripierten Texte, haben Sigi Hopp und ich die Entscheidung für die Prämierung getroffen.

Es ist der 26. Januar 2019, der Tag der Preisverleihung. Als Veranstaltungsort haben wir die  Rappenmühle in Ballmertshofen gewählt. Beginn der Preisverleihung soll um 18:30 Uhr sein. Eingeladen sind die Autor*innen der Härtsfeldgeschichten, die Schauspieler der Theatergruppen aus Kösingen und Schweindorf, die Projektkoordinatorin des Gesamtprojekts „Wir sind das Härtsfeld“ und natürlich alle Härtsfelder*innen, die sich für das Projekt  interessieren und uns eventuell unterstützen wollen.

Es ist eine beachtliche Anzahl an Anmeldungen bei mir eingegangen, jetzt sind wir neugierig, wer kommt. Eine Stunde vor Beginn gehen wir den geplanten Ablauf noch mal durch, damit auch alles klappt.

Die ersten Gäste kommen, und nach und nach füllt sich der Teil des Restaurants, den die Wirtsleute für uns reserviert haben. Wir begrüßen drei Geschichtenerzähler*innen, davon zwei mit Gattin, vier Schauspieler*innen aus Kösingen, zwei aus Schweindorf, die Projektkoordinatorin  in Begleitung eines Herrn, ein uns bisher unbekanntes Ehepaar, das durch die Presse aufmerksam wurde, und  den ehemaligen Kulturredakteur der Heidenheimer Zeitung, Herrn Dr. Allenhöfer. Leider können einige unserer Autot*innen aus unterschiedlichen Gründen heute Abend nicht kommen. Damit ist unsere Runde komplett, die Veranstaltung kann beginnen. Wir haben im Vorfeld eine Auswahl an Geschichten und Gedichten festgelegt, die  wir jetzt vorstellen wollen. Sie sollen exemplarisch als Würdigung aller uns vorliegenden Geschichten dienen. Kriterien für unsere Entscheidung waren: Was bleibt in Erinnerung – Was wird über das Härtsfeld erzählt – Was erfahren wir über die Mentalität auf dem Härtsfeld. Sigi Hopp eröffnet den heutigen Abend, erzählt uns etwas über seine Sichtweise auf die Geschichten und Gedichte, philosophiert über Assoziationen zum heutigen Geschehen, konfrontiert mit vergleichbaren Situationen, die heutzutage nur anders benannt werden. Daneben bekommen die Gäste kurze Einblicke in die Geschichten und Gedichte in Form kleiner szenischer Lesungen. Danach schreiten wir zur Preisverleihung.

Den ersten Preis in Form eines Olivenkranzes erhält Karl – Josef Neher für seine Geschichte „Der Gemeindepflegerstuhl“. Die Geschichte erzählt vom Kirchgang am Sonntag, dem anschließenden Besuch beim Gemeindepfleger, um seine Steuern zu bezahlen, von der Amtsstube – heute Homeoffice – im heimischen  Wohnzimmer und dem Gemeindepflegerstuhl als Kinderkarussell. Die Überraschung mit dem Kranz ist  gelungen.

Das Gedicht „Der Wendel“ von Heide Mettenleiter haben wir auf den zweiten Platz gewählt. In dem Gedicht geht es um eine Prozession rund um die Felder, in der Woche um Himmelfahrt. Während dieser Prozession wurde für einen fruchtbaren Ackerbau gebetet. Der Wendel hatte eine besondere Art zu beten, indem er nämlich in die frommen Fürbitten reichlich gereimte Kritik an der Arbeit anderer Bauern einbaute.

Schließlich kommen wir zu Platz drei: Titel „Das Experiment“, Preisträger Heinz Oechsle. Ausgeprägte kindliche Neugier gepaart mit altersbedingt fehlendem Risikobewusstsein  stecken hinter den „wissenschaftlichen“ Experimenten, die zwei schulpflichtige Buben daheim durchführen wollen. Versuchsreihen werden solange wiederholt, bis der Oma ein gewisser Materialschwund auffallen könnte. Ein zweites, brandgefährliches  Experiment, durchgeführt hinter der Küchentür, endet jäh, als die Oma die Küchentür öffnet, brennendes Benzin den Gang erhellt und die beiden Buben ihre Rettung auf dem Dachboden suchen. Doch die Oma bleibt dran, mit Geduld und dem Teppichklopfer.

Die Freude über die Prämierungen ist bei allen Beteiligten groß, und ein gewisser Stolz ist nicht zu übersehen. Die drei Preisträger erhalten als zusätzliche Anerkennung je zwei Theaterkarten vom Theater der Stadt Aalen. Fotos werden gemacht und mittels der neuen sozialen Netzwerke in die Welt verschickt.

Und nun gehen wir zum zwanglosen Teil des Abends über.  Leckeres Essen wird serviert, Getränke nachbestellt. Angeregte Gespräche werden geführt. Die Schauspieler aus Kösingen und Schweindorf sind sichtlich beeindruckt von unserer Sichtweise auf die Geschichten. Sie sind neugierig auf neue Formate, wie wir mit dem gesammelten Material weiter arbeiten werden, bringen schon eigene Ideen ins Spiel. Auch mögliche Orte für Proben und Präsentation werden vorgeschlagen. Ich habe den Eindruck als würden wir schon mitten im Probenprozess stecken. Sie wollen mehr wissen, wollen auch noch weitere Theaterleute zum Mitmachen aktivieren. Ich kann es kaum glauben. Die Verabschiedung ist herzlich und wir freuen uns auf ein nächstes Treffen. Dann können wir hoffentlich schon konkrete Schritte in Richtung Inszenierung vorstellen.

Der Abend ist fortgeschritten und auch die Preisträger verabschieden sich. Wir informieren sie noch über unser weiteres Vorgehen. Wir werden den Autor*innen ihre transkripierten Geschichten zuschicken, damit sie entscheiden können, welches Material wir weiter verwenden und bearbeiten dürfen. Bei einem nächsten Treffen wollen wir dann gemeinsam mit den Geschichtenerzähler*innen diese Fragen klären.

Nachdem die Teilnehmer der Preisverleihung gegangen sind, lassen Sigi und ich den Abend noch kurz Revue passieren. Es war ein schöner Abend, das Feedback der Gäste ist ermutigend. Wir sind guter Dinge.

Beim Gehen verabschiede ich mich noch von den Wirtsleuten – der Familie Kieninger. Auf diesem Wege bedanke ich mich auch noch mal für die gute Kommunikation in der Planungsphase. Wir wurden sehr herzlich willkommen geheißen, es gibt leckeres Essen, und ich kann diese tolle Lokalität wärmstens weiter empfehlen.

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