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Tagebuch Feldforschung #kulturblog6

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Theater in Schweindorf

Autor: Brigitte Himmer

Tagebuch Feldforschung #kulturblog6
Auf der Suche nach neugierigen Schauspieler*innen am 29.12.2018 in Kösingen und am 5.1.2019 in Schweindorf

Projektleitung: Brigitte Himmer und Leslie Roehm

Menschen vom Härtsfeld  haben uns bei unseren vergangenen Veranstaltungen vor Ort ihre Wünsche verraten, Geschichten aus ihrem Leben und von ihrem Härtsfeld erzählt. Sie haben mit uns über Lebensweisheiten und Sinnsprüche aus dem Schloss Ballmertshofen philosophiert. Wir bedanken uns bei den Teilnehmern ganz herzlich für ihr Engagement. Material für eine geplante Theaterinszenierung haben wir also reichlich. Jetzt fehlen uns nur noch die Schauspieler.

Wie wir gehört haben, gibt es ein ganz paar Vereine auf dem Härtsfeld, die jedes Jahr in ihren Gemeinden Theateraufführungen auf die Bühne bringen. Da wollen wir ansetzen.

Bei meinen Recherchen stoße ich auf Pressemitteilungen über zwei bevorstehende Premieren mit weiteren Terminen, die eine in Kösingen, die zweite in Schweindorf. Im Team beschließen wir, je eine Aufführung der beiden Gruppen zu besuchen und dazu Teilnehmer aus vorherigen Treffen einzuladen. Zeitnah nehme ich telefonisch und per Mail Kontakt mit den Theatergruppen auf und reserviere ein überschaubares Kartenkontingent. Der Kontakt ist von Anfang an sehr offen und herzlich, obwohl wir uns nicht kennen. Die Leute sind neugierig und interessiert an dem Projekt. Am Rande hat man schon mal was davon gehört, aber was Genaues weiß man nicht. Man will mehr erfahren.

Die Einladung:

Im Rahmen des Projekts „Wir sind das Härtsfeld“ laden wir alle interessierten Härtsfelder*innen herzlich dazu ein, mit uns eine oder beide der folgenden Theateraufführungen zu besuchen:

1.) Samstag, 29.12.2018 Theater Kösingen 

19:30 Uhr in der Turn- und Festhalle Kösingen / Karten 7,- €

„Drum prüfe, wer sich ewig scheidet“ eine Komödie von Rolf Sperling

Heinz und Ingrid Mergenheim leben in Scheidung – eine schmutzige Scheidung, in der keiner dem anderen auch nur das schwarze unter den Fingernägeln gönnt. Jetzt soll die gemeinsame Eigentumswohnung verkauft werden. Weil keiner dem anderen traut, engagieren beide einen Makler, der die Wohnung verkaufen soll. Beide Makler finden auch jeweils einen Interessenten für die Wohnung. Der Besichtigungstermin findet ausgerechnet zur gleichen Zeit statt…

2.) Samstag 05.01.2019 Theater Schweindorf

19:30 Uhr in der Carl-Bonhoeffer-Halle Schweindorf / Karten 7,- €

„Der Bauern-Nero“ eine Komödie von Ralf Kaspari

Der Bau einer neuen landwirtschaftlichen Halle ist noch nicht einmal genehmigt, als dort ein antikes Fundament gefunden wird. Die sofort angereiste Archäologin erwirkt einen Baustopp und möchte sogar den Hof abreißen lassen. Jede Menge Frauen mit Diplom bringen denBauern zum sicheren Wahnsinn, da jede ihr Wissen und Fachgebiet auf dem Hof einbringen will. Endgültig aber dreht er durch, als die Abrissbagger vor der Türe stehen …

Für die Kartenreservierung bitten wir um Ihre Anmeldung bis zum 23.12.2018

Theaterbesuch Teil 1 in Kösingen:

Die Weihnachtstage sind vorbei, Silvester und Neujahr stehen vor der Tür, es gibt bedauerlicherweise für Kösingen keine Anmeldungen. Bis auf meine Reservierung gebe ich die Karten für den freien Verkauf zurück. Ich fahre also alleine auf das Härtsfeld nach Kösingen, Ziel ist die Turn- und Festhalle. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn werde ich herzlich willkommen geheißen, habe kurz die Gelegenheit  mit Markus Arnold zu sprechen. Er ist der Sprecher der Theatergruppe, wir vereinbaren ein Treffen nach der Aufführung. Dann werde ich an meinen Platz geführt. Die Halle füllt sich allmählich. Es kommen Familien mit Kindern, Jugendliche, Junggebliebene, Senioren und Seniorinnen. Sowohl in der Küche als auch an den Tischen sorgt ein perfekt eingespieltes Team für das leibliche Wohl der Gäste. Wie ich später erfahre, ist die Bewirtung bei diesen Veranstaltungen ein wichtiger Baustein. Mit dem Erlös wird die Theaterinszenierung finanziert, der Rest kommt dem Verein zugute.

Pünktlich um 19:30 Uhr geht auf der Bühne der Vorhang auf, ein älterer Herr begrüßt die Zuschauer, stellt  mich als Vertreterin des Projekts „Wir sind das Härtsfeld“ vor und begrüßt als besondere Gäste die Theatergruppe aus Schweindorf. Was für ein Zufall!  Dann beginnt die Aufführung. 1. Akt: Das Ende einer Ehe, Vorwürfe, Missverständnisse und gemeinsames Wohneigentum, das gewinnbringend an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden soll . Weitere Personen betreten den Ring, die Verwicklungen nehmen zu und ihren Lauf. Der Vorhang schließt sich. An den Tischen wird bewirtet bis sich der Vorhang zum 2. Akt wieder öffnet. Jetzt nimmt die Geschichte so richtig Fahrt auf. Dank der vielen Türen auf der Bühne geben sich die Schauspieler*innen fast ununterbrochen die Klinke in die Hand, das trägt nicht unbedingt zur Klärung der Situation bei. Der nackte Wahnsinn! Der dann, nach Ende des 2. Akts und einer neuerlichen Bewirtungspause, im 3. Akt im wahrsten Sinne des Wortes in der Person eines exzentrischen Künstlers seinen Auftritt auf der Bühne hat. Am Schluss: Ende gut, Alles gut! Der Vorhang schließt sich, tobender Applaus von 230 Zuschauern. Den haben sich die Spieler auch wirklich verdient. So viel Spielfreude, Tempo und Witz, und das alles in gemeinsamer Regieführung erarbeitet, es hat einfach Spaß gemacht, der Truppe zu zuschauen. Anschließend holt mich Markus Arnold zu einem Gespräch mit den Schauspielern ab. Wir sitzen abseits vom Trubel zusammen, alle sind neugierig, ich kann unser Projekt vorstellen und Fragen dazu beantworten. Markus Arnold erkennt einen möglichen Mehrwert für den Verein bei einer Beteiligung an unserem Vorhaben. Einige der Spieler signalisieren ihr ernsthaftes Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit. Wir werden in Kontakt bleiben und die Gruppe auf dem Laufenden halten. Ich bedanke mich für das gute und konstruktive Gespräch, verabschiede mich von den Schauspielern, da ich noch einen längeren Nachhauseweg vor mir habe. Aber bevor ich losfahre, nutze ich noch die Gelegenheit, mich und unser Projekt den Schauspielern aus Schweindorf kurz vorzustellen. Auch hier stoße ich auf offene Ohren und Interesse. Ich bekomme eine Mailadresse, an die ich vor meinem Besuch weitere Informationen schicken werde, verabschiede mich  bis zu meinem Theaterbesuch am 05.01.2019 in Schweindorf. Jetzt geht es nach Hause.

Theaterbesuch Teil 2 in Schweindorf:

Nach den tollen, ermutigenden Erfahrungen mit der Theatergruppe Kösingen und mit meiner neuen Zielgruppe aus Schweindorf, freue ich mich sehr auf den nächsten Samstag. Meine Kollegin Leslie will mich eventuell begleiten, und es gibt eine Anmeldung! Ein Ehepaar vom Härtsfeld, Teilnehmer aus vergangenen Treffen, will sich die Aufführung gemeinsam mit uns anschauen. Fühlt sich alles gut an.

Samstag, 05.01.2019 morgens. Alles ist dick verschneit und es schneit. Mittags schneit es immer noch, Leslie lässt mich wissen, dass sie eingeschneit ist und keine Chance sieht weg zu kommen. Stündlich schaue ich beim Deutschen Wetterdienst nach, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Klingt nicht gut. Langsam fange ich an zu zweifeln, ob das heute Abend was wird mit meinem Theaterbesuch auf dem Härtsfeld. Es schneit immer noch. Als es dann auch noch zu regnen anfängt, ist mir die Fahrt doch zu riskant. Ich sage mein Kommen ab. Das Bedauern ist auf beiden Seiten groß, aber man hat natürlich Verständnis. Meinen beiden Gästen lasse ich viele Grüße und viel Vergnügen für den Theaterabend ausrichten, wenn sie dort wohlbehalten ankommen. Ich sitze auf dem Sofa, bin schon etwas traurig und stelle mir vor, wie es jetzt in Schweindorf wäre.

Wie es tatsächlich war, erfahre ich prompt am nächsten Tag aus erster Hand. Egon Hartner von der Theatergruppe Schweindorf schreibt mir in einer Mail, dass wohl doch einige Zuschauer wegen der Witterungs- und Straßenverhältnisse abgesagt hatten und die Halle nicht ausverkauft war. Aber es war trotzdem eine erfolgreiche Aufführung. Er will mit mir in Kontakt bleiben, da er und seine Freundin an unserem Projekt interessiert sind und gerne mehr darüber erfahren wollen.

Einen Tag später bekomme ich eine begeisterte Mail von unserem Projektteilnehmer, der mit seiner Frau die Aufführung besucht hat:

„…,

also wir waren am 5.1.2019 bei der Theateraufführung in Schweindorf und ich kann nur sagen eine Super-Veranstaltung.

Alle Schauspieler …  haben sich mächtig ins Zeug gelegt.

Die Gags waren umwerfend.  Zum Beispiel sollte ein Abrissbagger vor dem Haus stehen. Dazu sollte der Vorhang des Fensters geöffnet werden, was dann auch geschah… und tatsächlich stand ein Bagger vor dem Fenster, der auch noch angestrahlt war, usw.

Einfach toll.

Wie schön ist und kann doch eine dörfliche Gemeinschaft sein!!!

Dies war unser erster Besuch des Theaters in Schweindorf und sicher nicht der letzte.   Sehr empfehlenswert !

Freundliche Grüße …

Im weiteren Verlauf habe ich von beiden Theatergruppen noch Bildmaterial zum Veröffentlichen in der Bildergalerie erhalten.

Ich sage Danke und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen!

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