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Tagebuch Feldforschung #kulturblog4

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#kulturblog4

Autor: Brigitte Himmer

Tagebuch Feldforschung #kulturblog4
am 8.11.2018 im Naturfreundehaus Dorfmerkingen, „Härtsfeldhäusle“

Viertes Treffen mit Teilnehmer*innen vom Härtsfeld in Dorfmerkingen 

Freudig angespannt und etwas nervös machten wir uns auf den Weg nach Dorfmerkingen. Im Gepäck hatten wir bereits eine amüsante Geschichte, die uns ein „reingschmecktes“ Paar per Mail zugeschickt hatte, das leider an dem Termin verhindert war. Eine weitere Teilnehmerin hatte uns ihr Kommen schriftlich zugesichert.

Diesmal kamen wir bei Dunkelheit am Veranstaltungsort an und waren froh, dass die steile Treppe zum Naturfreundehaus beleuchtet war. Zur verabredeten Zeit um 18:00 Uhr kam das Ehepaar Strobel, neugierig und gut gelaunt. Der Gastraum war schon wohlig vorgewärmt, sehr zu unserer Freude. Im Vorfeld hatte ich Frau Strobel gebeten, uns einen besonderen Stuhl für die Geschichtenerzähler zu organisieren. Ein Bekannter wollte diesen mitbringen. Da wir noch eine halbe Stunde bis Veranstaltungsbeginn überbrücken mussten, der Bekannte aber auf sich warten ließ, wurde sie doch etwas nervös und versicherte uns immer wieder, dass auf ihn Verlass sei. Und so war es auch. Kurz vor 19:00 Uhr kam er mit dem guten Stück in den Armen und seiner Frau im Schlepptau. Frau Strobel war sichtlich erleichtert. Nach und nach trafen weitere Härtsfelder*innen ein, am Ende waren es mit den Strobels neun. Acht waren aus Dorfmerkingen, ein Herr kam aus Nattheim, war aber, wie sich später herausstellt, gebürtiger Dorfmerkinger. Zu unserer Überraschung erschien auch ein Herr von den Aalener Nachrichten, um über den Härtsfeld-Literaturpreis zu berichten. Veranstaltungsbeginn sollte um 19:00 Uhr sein. Da wir aber optimistisch auch mit weiteren Geschichtenerzähler*innen aus Dischingen und Nattheim rechneten, warteten wir noch das akademische Viertel ab. Als dann doch niemand mehr kam, eröffnete meine Kollegin Leslie Roehm den Abend. Nachdem wir die Zustimmung der Anwesenden eingeholt hatten, die Erzählungen live aufnehmen zu dürfen, startete Heidi Mettenleiter mit einer kurzen Hintergrundinformation über den Protagonisten ihres folgenden, selbst verfassten Gedichts über diese Person. Die Zuhörer honorierten den Vortrag mit reichlich Applaus, und ohne große Pause folgte die nächste Geschichte eines Teilnehmers. Je mehr Geschichten zum Besten gegeben wurden, desto lockerer wurde die Atmosphäre. Es entstand der Eindruck eines brechenden Staudamms. Die Erzählungen sprudelten so schnell und lebhaft aus den Teilnehmer*innen heraus, dass ich teilweise nicht schnell genug den Aufnahmeknopf drücken konnte. Die Themenvielfalt war einfach überwältigend, sowohl für uns, als auch für die Teilnehme selbst. Es ging um Geschichten aus dem Alltag, Lausbubengeschichten mit zum Teil handfesten Konsequenzen, wurden zum Besten gegeben, Kindheitserinnerungen hervorgeholt. Daneben gab es aber auch Ernstes und Besinnliches, beispielsweise bedrückende Erinnerungen mit kirchlichem Hintergrund, die für Einige bis heute Spuren hinterlassen haben. Erlebnisse aus der Kriegszeit drängten nach draußen. Erinnerungen an das damals selbstverständliche Zusammenrücken und den Zusammenhalt wurden wach und diskutiert. In diesem Kontext wurde aber auch über Ablehnung und Zurückweisung gesprochen, die eine Teilnehmerin anfänglich erlebt hatte, als sie nach dem Krieg als Flüchtling auf das Härtsfeld kam. Nach all diesen ernsten Geschichten waren wir ausnahmslos sichtlich betroffen. Die Bereitschaft der Anwesenden zu dieser Offenheit im Umgang mit sehr persönlichen, z.T. belastenden Erlebnissen, hat uns sehr beeindruckt.

Herr Strobel schaffte es dann aber, mit einer spaßigen Anekdote aus seinem Leben, uns zum Schluss aus der Nachdenklichkeit zu holen.

Die von uns mitgebrachten Blogbeiträge in Papierform stießen auf großes Interesse. Einige der Teilnehmer werden je eines der Exemplare an Orten mit viel Publikumsverkehr auslegen.

Am Ende informierten wir die Teilnehmer*innen über den geplanten weiteren Verlauf des Projekts. Leider kann sich bisher niemand für das Theaterspielen begeistern: Geschichten erzählen sehr gerne – Theaterspielen nein! Wir sollen doch mal bei den Laientheatergruppen vom Härtsfeld nachfragen.

Ansonsten haben sie schon ihr Interesse für unser nächstes Treffen im Schloss Ballmertshofen angekündigt. Wir freuen uns auf euch!

Resümee dieses Abends: Wir sind überwältigt von der Offenheit der Teilnehmer*innen, für uns ist das ein großer Vertrauensbeweis. Wir sind sehr dankbar für diesen Abend und danken allen Beteiligten für ihre wunderbaren Geschichten und ihr Vertrauen. Die aufgenommenen Geschichten werden wir für die Preisverleihung im Januar 2019 auswerten. Außerdem werden die Geschichten in der Umsetzungsphase in die theatrale Inszenierung einfließen.

P.S. Alle Teilnehmer*innen dieses Abends sind mit einem sehr schönen Pressebeitrag der Aalener Nachrichten gewürdigt worden!

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Die Region reagiert – Erster Härtsfeld-Literaturpreis

2018 wird der Literaturnobelpreis nicht vergeben. Aus diesem Grund hat das Projekt „Wir sind das Härtsfeld“ kurzfristig den Härtsfeld-Literaturpreis (Ehrenpreis) ins Leben gerufen.

Der Preis wird vergeben für die schönste Geschichte vom Härtsfeld.

Wenn Sie aus Neresheim, Nattheim oder Dischingen kommen und eine eigene Geschichte über das Härtsfeld erzählen können, dann haben sie gute Aussichten auf diesen Ehrenpreis.

Kommen sie am 08.11.2018 um 19:00 Uhr in das Naturfreundehaus Dorfmerkingen zur ersten Runde des Härtsfeld-Literaturpreises und erzählen Sie uns ihre Geschichte.

Die drei schönsten Geschichten werden zusätzlich mit Theaterfreikarten für das Theater der Stadt Aalen gewürdigt.

Der Preis wird durch das Projektteam #Kulturblog vergeben. Die Preisverleihung findet im Januar 2019 statt.

Wenn Sie am 08.11.18 verhindert sind: Nutzen Sie auch die „Wir sind das Härtsfeld-Briefkästen“. Werfen Sie bis zum 26.11.2018 ihre Geschichte ein.

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