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Wanderung mit dem ALB-GUIDE Guido Wekemann

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Autor: Brigitte Himmer

Das Motto der Wanderung: „Auf dem alten Postweg von Neresheim nach Dischingen“.

Start ist in Neresheim am Parkplatz bei der Wassertretanlage um 09:00 Uhr.

Die Teilnehmer der Wanderung und der ALB-GUIDE sind unschwer zu erkennen, alle professionell ausgestattet mit allem, was man heute so zum Wandern braucht. (…)

Wir werden herzlich begrüßt und mit dem Brauch vertraut gemacht, dass man sich in Wanderer Kreisen üblicherweise „duzt“. Frau Wekemann sammelt den Wanderbeitrag von 10 € ein. Während der Wartezeit bis zum Start können wir einiges über die letzten Wandertage aus den Gesprächen der anderen Teilnehmer erfahren. Diese haben bereits schon ca. 80 km bewältigt und die eine oder andere Blase an den Füßen.

Wir wissen nicht wirklich, was uns heute erwartet, außer dass die Wanderstrecke mit 18 km angesetzt ist. Wieweit 18 km sind, können wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen.

Dann geht es endlich los.

Der alte Postweg verlief entlang der Egau im Tal bis nach Dischingen. Da er aber bei Überschwemmungen nicht passierbar war, hat man eine Ausweichroute geschaffen. Unser Wanderführer schickt uns auf diesen Weg. Er führt durch das Naturschutzgebiet „Zwing“. Dort machen wir einen Abstecher zur Kohlplatte der Schauköhlerei Waldinger. Heute ist aber der Köhler nicht aktiv. Es geht zurück auf den Postweg, ein mit hohem Gras bewachsener Weg durch den Wald, immer bergauf. Wir kommen an einer sogen. Waldheide vorbei, die ebenso gepflegt werden muss wie die Wachholderheiden. Ansonsten hätte die einzigartige Flora,  z.B. seltene Orchideenarten, keine Überlebenschance.

Wir sind oben angekommen, verlassen den Wald, laufen am Golfclub Hochstatt vorbei, einem Glücksfall für die Landschaft, wie uns Guido Wekemann erzählt. Wenn der Golfclub nicht genehmigt worden wäre, gäbe es dort nur noch Maisfelder und eine Biogasanlage. So wird auch hier von einem umweltsensiblen Keeper des Golfclubs die Anlage Natur freundlich gepflegt. Er lässt zwischen dem Golfrasen nicht gemähte Wieseninseln stehen, die seltenen Pflanzenarten als Biotop dienen. Beim Passieren der Golfanlage ruft uns ein Golfer ein freundliches „Grüß Gott“ zu und fordert uns auf, doch ein Wanderlied anzustimmen. Aber anscheinend hat niemand aus der Gruppe ein passendes Lied parat. So geht es ohne Gesang weiter.

Inzwischen habe ich die Orientierung verloren und laufe in der Gruppe mit, wie ein Herdentier, mal weiter vorne, mal weiter hinten. Die Wanderer kommen, soweit ich es heraushören kann, nicht direkt vom Härtsfeld, die nächsten sind aus Aalen.

Die vielen Gespräche um mich herum irritieren mich und lenken mich davon ab, mich auf die Natur einzulassen. Weiter geht es über eine Weide, durch ein Waldstück, und dann taucht „Klein-Nepal“ auf. Wir trauen unseren Augen nicht, aber da stehen tatsächlich Yaks. Mütter mit Kälbern, ein riesiger Bulle, beeindruckend. Es wird fotografiert, eine Schlange bildet sich, so wie auch schon bei den seltenen Orchideen, unser ALB-Guide geht weiter. Ich mach noch schnell ein Foto, hechte hinterher, um den Anschluss nicht zu verlieren, denke ich bin das Schlusslicht, als von weiter hinten ein Hilferuf kommt, ein Teilnehmer muss etwas langsamer treten. So allmählich dämmert mir, wie sich die 18 km am Ende anfühlen könnten.

Wir hören immer wieder an markanten Plätzen kleine Vorträge und Anekdoten  zu Natur und Geschichte des Härtsfeld. Bewundern Grenzsteine, mystisch anmutende Sinterbecken einer Schichtquelle, laufen auf einem Waldweg bergab, der aussieht, als wäre er von einem Fliesenleger mit  weißen Natursteinplatten gestaltet worden. Guido Wekemann klärt uns auf, dass herabfließendes Regenwasser die Steine freigelegt und glatt geschliffen hat.

Irgendwann, mein Zeitgefühl hat mich verlassen,  machen wir Mittagspause im Wald. Jeder sucht sich einen „Lieblingsplatz“, einen Baumstumpf oder ein bequemes Moospolster. Endlich sitzen und das mitgebrachte Rucksackvesper auspacken. Im Augenblick kann ich mir nicht vorstellen, diesen Platz noch mal zu verlassen. Leslie und ich essen, finden die Szenerie einfach nur schön:  Alle Teilnehmer sitzen um uns herum im Wald verteilt, sogar das unablässige Geschnatter ist weniger und leiser geworden. Dieser Platz strahlt eine besondere Ruhe aus.

Dann kommt die Ansage von unserem Wanderführer, dass die Wanderung fortgesetzt wird. Mittlerweile weht ein kräftiger Wind und der Himmel lässt ein heranziehendes Gewitter erahnen. Guido Wekemann hat ab jetzt den Himmel fest im Blick, treibt uns immer wieder an, er will uns trocken nach Hause bringen.

Wir erhalten eine Einweisung im Umgang mit Zecken, er hat gerade so ein Tier auf seinem Arm entdeckt. Angeblich entfernen die Förster vom Härtsfeld festgesaugte Zecken indem sie diese mit einem Messer abtrennen, der Kopf bleibt dabei in der Haut und „wächst“ irgendwann von alleine raus. Das müssen echt harte Kerle sein.

Es geht weiter auf dem Weg, wieder Richtung Neresheim. Er führt uns an einem Abbruch mit Kahlschlag vorbei, weil man von dieser Stelle aus einen wunderbaren Blick in die Landschaft des Härtsfeld und seine Ortschaften hat. Wieder geht es durch die „Zwing“ entlang oberhalb des ehemaligen Steinbruchs, in dem Steine für die Klosterkirche Neresheim gebrochen wurden. Der dort gebrochene Kalkstein ist bearbeitet und poliert kaum von echtem Marmor zu unterscheiden. Der ALB-GUIDE hat uns zwei von ihm bearbeitete Stücke mitgebracht. Wir schauen, fühlen und staunen.

Auf diesem Weg hat der Förster aus Neresheim auch einen Waldlehrpfad angelegt.

Unser Weg führt uns über eine Wachholderheide bergab, dann wieder bergauf. Ich erinnere mich noch an eine Lindenallee,  meine Füße sind bleischwer und schmerzen. Ich sehne das Ende der 18 km herbei. Dann ist es da. Es werden noch diverse Gruppenfotos gemacht, und die Wandergruppe beschließt, in einem Lokal in Neresheim noch einen Abschiedstrunk einzunehmen.

Leslie und ich schauen uns an und entscheiden, dass wir uns hier am Parkplatz von der Wandergruppe und dem ALB-GUIDE verabschieden und den Heimweg antreten. Er versorgt uns noch mit Informationsmaterial und einer Wanderkarte, dankt uns für die Teilnahme und wünscht uns eine gute Heimfahrt.

Wir sitzen im Auto, sind uns einig, dass wir unheimlich viel gesehen, gehört, erlebt haben, und dass 18 km und eine so große Gruppe ziemlich anstrengend sein können.

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