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Tagebuch Feldforschung #kulturblog1

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#kulturblog1

Autor: Brigitte Himmer
Tagebuch Feldforschung #kulturblog1 am 1.8.2018 im Café Stüble Sofa in Dischingen

  1. a) Eisbrecher Assoziationsrunde zum Begriff „Härtsfeld“

Wir waren erstaunt, mit welch selbstkritischer Überzeugung und gegenseitiger Bestätigung die Begriffe genannt wurden. Hier die Auflistung: hart, steinig, hagebuchen, rau, verschroben, kühler (was man jetzt net merkt), neugierig, fremd, verschlossen, traditionell, Seefest, lustig, Dialekt, Zusammenhalt, stolz, bodenständig, überraschend, talentiert, neidig, wortkarg, Härtsfeldsee, grüne Lunge, Urlaubsgebiet, Grenzgebiet, eigenes Volk, emsig, Kloster, Natur, Englischer Wald, Schloss Duttenstein, Thurn und Taxis, Kornkammer, dünn besiedelt, romantisch, Köhler, Gloria auf Harley, Bier, Arche, am Rande des Ortes, Egautal, Klostererdbeeren, Egau, gruseliger öffentlicher Nahverkehr, Schäferei, viel Verkehr, Windräder, Maria Buch, Fasching, reingschmeckt, Imkerfachschule, Freibad, Fußball, Gaststättenmangel, Veränderung, viel Altes, wunderschöner Teich, Wanderwege, Marktfest, Stadtfest, was saget au d Nachbra, Katzenstein, hasch net gsehe, Wacholder, Biber, Golfplatz, gute Pizzeria, Segwaytour, Schauköhlerei, Fatima – Kapelle, Filmfest Ballmertshofen, Weihnachtsmärkte, Adventstüren, Schättere, Klostergutladen, Sauställe, Rock am See, unechte Teilortswahl, Eigenbrödler, Mühlen, Stein-, Rappenmühle, Blumenfeld, Strukturwandel, Kreisgrenzen, tiefe Täler, schöne Berge, Alphorn – Bläser, B29, Tradition, wer Vater und Mutter net ehrt der kommt aufs Härtsfeld!

  1. b) Aussagen der Teilnehmer*innen zum Thema „Leben auf dem Härtsfeld“
  • Mir gefällt es, so nah an der Natur zu sein und, dass das Härtsfeld so dünn besiedelt ist.
  • Ich komme ursprünglich aus Aalen. Irgendwann haben wir mit Pferd und Hund Urlaub auf dem Härtsfeld gemacht und uns prompt in die Landschaft verliebt. Also sind wir hierhergezogen. Der Urlaub war im Sommer, wir wussten nichts vom Nebel.
  • Ich bin von Berlin notgedrungen wegen der Arbeit auf das Härtsfeld gezogen. Die Natur ist schön, sonst ist es etwas schwierig.
  • Es gibt eine große kulturelle Vielfalt auf dem Härtsfeld, man kann nicht alles wahrnehmen.
  • Ich wollte immer weg und habe lange Zeit auch woanders gelebt. Den Kontakt habe ich aber nie abgebrochen und bin vor drei Jahren wieder zurückgekommen. Mittlerweile habe ich eine andere Sicht auf die Eigenart der Leute und das einfache Leben. Ich genieße die Natur und möchte das Leben hier nicht mehr missen.
  • Ich bin auf dem Härtsfeld geboren. Wenn man will, kann man an Aktivitäten teilnehmen. Man kann aber auch gut für sich alleine sein.
  • Auf dem Härtsfeld geboren, zum Studium weggezogen, zurückgekommen zum Familie gründen. Ich schätze die Freiheit hier und die zentrale Lage in alle Richtungen.
  • Ich bin aus beruflichen Gründen auf das Härtsfeld gekommen. Es waren drei Jahre angedacht, jetzt lebe ich seit dreißig Jahren hier. Wenn ich in einer Großstadt wie z.B Hamburg unterwegs bin, habe ich immer wieder Sehnsucht heim zu kommen. Hier kennt man sich und es ist heimelig. Trotzdem gibt es die Überlegung, evtl. doch irgendwann zurück in die alte Heimat zu gehen.
  • Meine ursprüngliche Heimat ist Ravensburg und ich bin der Liebe wegen auf dem Härtsfeld gelandet. Die Leute hier haben schon eine andere Mentalität und Tradition. Es ist schon heimelig, aber es dauert bis man warm wird.
  1. c) Aussagen der Teilnehmer*innen zum Thema Vereine: „My home is my Verein“

Auf die Vielzahl gleicher Vereine auf dem Härtsfeld angesprochen, hat man uns erklärt, dass die jetzigen Teilgemeinden von Neresheim, Nattheim und Dischingen ursprünglich eigenständige Gemeinden waren. Deshalb hatte jedes Dorf seine eigene Vereinsstruktur, die man nach der Eingemeindung natürlich nicht aufgegeben hat. Die Funktion der Vereine wurde wie folgt beschrieben:

  • Der Vater lebt es vor. Man sieht Kameradschaft.
  • Von der Altersstruktur ist alles vertreten: von 88 bis 14.
  • Tradition wird vorgelebt.
  • Alles da: von jung bis alt. Alle sind gleich eingebunden.
  • Die Vereine haben eine soziale Komponente.

Ältere sind dankbar, dass nach ihnen geguckt wird, z.B. werden die Älteren abgeholt.

  • Man trifft andere Jugendliche, aber die Jungen schauen sich heute schon auch nach anderen Veranstaltungen um. Das führt dann halt zu Nachwuchsmangel.
  • Für Zugezogene der einzige Weg Leute kennenzulernen.
  • Beim Brunnenfest trifft man sich, auch die, die weggezogen sind, kommen.
  • Die Vereine sind wichtig für die Dorfgemeinschaft. Es gibt fixe Termine im Jahr.
  • Überörtlich gibt es die Landfrauen, die viele Veranstaltungen anbieten. („Treffen sich aber leider zu Arbeitszeiten“)
  • Aber auch:Vereinsmeierei ist doof, das war Zwang.

(„Ihr wärt längst integriert, wenn ihr im Verein wärt.“)

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